
Kapitel I: Neue Mission
"Mein Name ist Kris, genau so, mit einem großen "K" am Anfang.
In den letzten Tagen habe ich Ereignisse erlebt,
die einen starken Einfluss auf mich hatten. Ich hoffe, mein
gutes Gedächtnis ermöglicht es mir, sie genau in der
Reihenfolge darzulegen, in der sie sich entwickelt haben.
Das ist für mich sehr wichtig, da ich der einzige Teilnehmer bin, der von ihnen weiß und sich an sie erinnert. Wenn man sich natürlich an das erinnern kann, was in den nächsten Tagen passieren wird. Es klingt etwas verwirrend, daher ist es am besten, ganz von vorne zu beginnen, und zwar mit der neuen Aufgabe, die ich von meinem direkten Vorgesetzten Otto Schneider erhalten habe.
Ein wenig über meine Arbeit. Ich bin Mitarbeiter des
Museums der Bildenden Künste und leite die Abteilung für die Lieferung und Bewertung neuer Exponate. Nun, Abteilung ist ein wenig übertrieben, da ich der einzige Mitarbeiter bin. Aber dank meiner Tätigkeit unter der direkten Leitung von Otto Schneider ist unser Museum in den letzten zwei Jahren zu einem der führenden Museen der Welt geworden.
Otto Schneider legte großen Wert auf die Auswahl seines Mitarbeiters für die Lieferabteilung. Denn auch Besondere Geheimhaltung ist das Fundament unseres Unternehmenserfolgs und Wachstums. Ich habe eine Verpflichtung zur Vertraulichkeit unterzeichnet, und das war keine bloße Formalität. Unter den Mitarbeitern von Otto Schneider befinden sich Psychologen, die bei den ersten Anzeichen dafür, dass ein Mitarbeiter sich verraten könnte oder, noch schlimmer, uns gegenüber Konkurrenten entlarven könnte, Maßnahmen ergreifen. Er hat mich darauf hingewiesen, als ich meinen Arbeitsvertrag unterschrieben habe. Ein besonderer Arbeitsvertrag.
Es gibt befristete Verträge, es gibt langfristige Verträge, und meins ist ein lebenslanger Vertrag. Es gibt drei Gründe für meine Kündigung: Geschwätzigkeit, Störung des Gleichgewichts in der Entwicklung von Ereignissen und mein natürlicher Tod. In den ersten beiden Fällen werde ich zur Löschung meines Gedächtnisses verurteilt. Nun ja, nicht vollständig, nur der Teil, der unsere Arbeit im Museum betrifft, wird gelöscht. Mir läuft ein kalter Schauer über den Rücken, wenn ich daran denke. Ich möchte niemals meine Erinnerungen an meine früheren Dienstreisen vergessen, und ich möchte niemals auf zukünftige verzichten, daher ist es für mich so wichtig, immer meine Aufgaben ordnungsgemäß zu erfüllen. Und in jedem Fall ist gute Arbeit der Schlüssel zum Erfolg unseres Unternehmens. Und in der Tat, uns ist gelungen, seltene Exemplare zu erwerben, die alle
Entwicklungsphasen der Menschheit repräsentieren, angefangen bei den Speeren mit Steinspitzen des prähistorischen Menschen bis hin zu zeitgenössischen Kunstwerken. Besonders erfolgreich waren wir beim Erwerb von Antiquitäten, wobei wir unsere Konkurrenten in jeder Hinsicht überholt haben. Denn für mich als Leiter der Abteilung für die Lieferung reicht es einfach aus, am richtigen Ort zur richtigen Zeit zu sein. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn ich bin ein Zeitreisender.
Einige Jahrhunderte zuvor erfand ein Franziskanermönch eine Zeitmaschine, die er einfach 'tempus apparatus' genannt hatte. Seine Motivation war religiöser Natur, und er sehnte sich danach, berühmte Propheten persönlich zu treffen und ihre weisen Worte aus erster Hand zu hören. Doch die Idee erschreckte die Kirchenväter dermaßen, dass der Mönch und seine Zeitmaschinenpläne einfach verschwanden. Es gab nicht einmal Gerüchte darüber, was mit ihnen geschehen sein könnte. Bis sie zufällig von Otto Schneider in einer antiken Schatulle entdeckt wurden, die er auf einem Flohmarkt in Florenz erworben hatte. Die Blätter mit den Zeitmaschinenzeichnungen waren zwischen einem Stapel privater Briefe versteckt, die in der Schatulle aufbewahrt wurden. Zumindest so erzählte er es mir bei einem unserer vertraulichen Gespräche über seine Entdeckung der Zeitmaschine. In jedem Fall gelang es ihm, sie anhand der Pläne zu bauen.
Ihre Existenz wird streng geheim gehalten. Otto Schneider vertraut mir voll und ganz, und ich schätze meine Arbeit sehr, die es mir ermöglicht, auf erstaunliche 'Dienstreisen' zu gehen, die mir lange in Erinnerung bleiben, dank meines außergewöhnlich präzisen Gedächtnisses. Ich bin auch nicht sehr gesprächig und ziehe es vor, mich mit meinem ruhigsten Gesprächspartner - meiner Katze Watson - zu unterhalten, die ich vor einigen Jahren auf der Straße aufgelesen habe. Also
bilden mein Chef und ich ein großartiges Team, zufrieden
miteinander und unserer gemeinsamen Arbeit.
Ein weiterer Aspekt meiner Arbeit, den ich erwähnen sollte, ist, dass ich immer in die Zeit zurückkehre, von der aus ich in die Vergangenheit reise. So bemerken Unbeteiligte nicht einmal meine Abwesenheit.
Wie bereits erwähnt, haben die Ergebnisse meiner
'Dienstreisen' unseren Museum zu einem der meistbesuchten der Welt gemacht. Mein Vorgesetzter, Otto Schneider, entschied sich, unseren Erfolg auszubauen, indem er eine neue Abteilung für Paläontologie eröffnete, die prähistorische Fossilien von Tieren ausstellt. Natürlich konnte er es kaum erwarten, bislang unbekannte wissenschaftliche Exemplare zu bekommen. Dafür beauftragte er mich, alle bekannten Arten von Dinosauriern, prähistorischen Reptilien und anderen
Tieren gründlich zu studieren, deren versteinerte Überreste in verschiedenen Teilen der Welt gefunden wurden, denn das Ziel meiner nächste „Reise“ die Entdeckung unbekannter Arten war. Vielleicht brauche ich nicht zu erwähnen, dass ich diese Aufgabe mit Bravour gemeistert habe. In zwei Wochen könnte ich bereits einer der führenden Experten in der Paläontologie sein, aber ich würde meine Zeitreisen um nichts in der Welt aufgeben wollen.
Um ehrlich zu sein, war ich ein wenig besorgt, bevor ich meine neue Aufgabe erfüllen sollte, denn ich stand vor einem Sprung von hundert Millionen Jahren zurück in die Kreidezeit. Einerseits freute ich mich darauf, die primitiven Landschaften zu sehen, andererseits fürchtete ich die Begegnung mit den gefräßigen Dinosauriern, deren Abbildungen ich in Lehrbüchern gesehen hatte. Ich teilte meine Bedenken Otto Schneider mit, während ich in seinem gemütlichen Büro saß, das mit antiken Möbeln eingerichtet war.
„Keine Sorge, Kris“, beruhigte mich mein Chef überzeugend. „Meine Spezialisten haben einen Unsichtbarkeitsumhang entwickelt, in dem dich kein Dinosaurier sehen oder riechen wird. Trage ihn einfach nicht ab“.
Otto Schneider hat viele Spezialisten, die unabhängig voneinander arbeiten. Ich habe ihn nicht gefragt, wer diese Spezialisten sind, da ich wusste, dass er alles geheim halten wollte. Außerdem war ich schon lange davon überzeugt, dass sie gewissenhaft arbeiten.Ansonsten war ich sicher, dass ich meine neue Aufgabe bewältigen würde.
Die wichtigste Verhaltensregel während meiner Zeitreisen
lautet: niemals in den Verlauf der Ereignisse eingreifen, jeglichen emotionalen Kontakt vermeiden. Schon von Natur aus falle ich nicht auf, und während meiner 'Dienstreisen' versuche ich, besonders unauffällig zu sein, mich als einen Durchreisenden ausgebend, der seine Zeit vertreibt, während er lokale Märkte und Geschäfte besucht. Oder ich versuche einfach, in der Menge unterzugehen, wo ich, die Gelegenheit und die Zeit nutzend, große Persönlichkeiten beobachten kann.
Ich habe Leonardo da Vinci beobachtet, wie er nachdenklich durch die Straßen von Florenz ging, ich habe mich unter die Menge der antiken Römer gemischt, die Cleopatras feierliche Ankunft in Rom begrüßten, und ich habe den moralisch gebrochenen Napoleon nach der Schlacht von Waterloo beobachtet. Dabei habe ich niemals unseren strengen Verhaltenskodex verletzt, mit niemandem gesprochen und mich nicht in irgendetwas eingemischt, um das Risiko einer Veränderung des Verlaufs der Ereignisse und damit des Gleichgewichts zu vermeiden.
Nur einmal zeigte ich wirklich zu viel Neugierde. Man schickte mich im Juli 1791 nach Wien, um exklusive Wanduhren aus Holz und Bronze zu erwerben. Das Exemplar war wirklich hervorragend! Natürlich kaufte ich es direkt vom Handwerker, der es hergestellt hatte. Mir werden immer Geldmittel zur Verfügung gestellt, die in einer bestimmten Epoche üblich waren.
Nachdem ich die Aufgabe erfolgreich erledigt hatte, beschloss ich, durch die Abendstraßen von Wien zu schlendern und gleichzeitig das Haus zu besuchen, in dem Mozart lebte, in der Hoffnung, zumindest einen Blick auf ihn zu erhaschen.
Ich versteckte mich unter dem Vordach eines Gebäudes, das gegenüber von Mozarts Wohnhaus stand. Es war bereits dunkel, und es war schwer, mich zu bemerken, zumal ich einen schwarzen Umhang trug. Man muss sich immer unauffällig kleiden, wenn man sich an einem fremden Ort und zu einer anderen Zeit aufhält. Ich versuchte, das beleuchtete Fenster im Erdgeschoss genauer zu betrachten, während ich bemühte, mich an etwas aus dem Leben dieses Wunderkomponisten zu erinnern. Mir kam eine Zeitungsartikel über ihn in der Sinn, die von einem in dunkel gekleideten Unbekannten berichtete, der bei ihm ein Requiem in Auftrag gegeben hatte. Während der Komposition des Requiems wurde Mozart schwer krank und starb. Er selbst glaubte, dass es sein eigenes Requiem war. Es machte mich neugierig, und was, wenn ich diesen Unbekannten sehen und das jahrhundertealte Geheimnis lüften würde? Aber ich wusste nicht genau, an welchem Tag im Juli dieses Ereignis stattfand. Ich ging über die Straße und näherte mich der gut beleuchteten Eingangshalle des Komponisten, um zumindest die Tür dieses Genies zu berühren. Und gleichzeitig wollte ich nachzählen, wie viel Geld mir noch nach dem Kauf der Uhren übrig war. Otto Schneider spart zu jeder Zeit.
Plötzlich öffnete sich die Tür, und ich sah das besorgte Gesicht von Mozart. Vor Überraschung platzte es aus mir heraus: 'Hat jemand bei Ihnen bereits ein Requiem bestellt?' Dabei hielt ich den Beutel mit dem verbliebenen Geld in meiner linken Hand. Sein Gesicht blassierte sich plötzlich, und nach einem Moment des Schweigens entriss er mir den Geldbeutel und knallte die Tür vor meiner Nase zu. Ein Schauer überkam mich, und eine schreckliche Vermutung explodierte in meinem Kopf: Ich habe gerade herausgefunden, wer dem armen Mozart Requiem in Auftrag gegeben hatte!
Meine Beine trugen mich weit weg, mein Herz schlug wild. Als ich mich bereits in ausreichender Entfernung von dem Haus des unglücklichen Komponisten befand, der von der unerwarteten bedrohlichen Bestellung erschrocken war, hielt ich an, um Luft zu holen. In meinem Kopf herrschte Chaos. Andererseits existierte die Geschichte über den mysteriösen Unbekannten in Schwarz schon lange vor meiner Geburt, sodass das Gleichgewicht von Zeit und Ereignissen nicht gestört war. Natürlich habe ich dieses Geheimnis für mich behalten und mich manchmal über die Wendungen von Zeit und Ereignissen gewundert. Selbst jetzt steigt mein Puls, wenn ich an diesen Tag im Juli denke. In jedem Fall werde ich keine Versuchung haben, mich den Dinosauriern zu nähern, und wenn diese Geschichte mit Mozart das Gleichgewicht nicht gestört hat, stellt die Reise zu ausgestorbenen Tieren erst recht keine Gefahr dar. Also sah ich kein Risiko darin, das Gleichgewicht der Ereignisse zu stören, indem ich mich in Ereignisse vor Hunderten von Millionen Jahren einmischte.
Fortsetzung folgt bald!
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